Agrarforschung
Die Mittel des BLW für die Agrarforschung ergänzen die Tätigkeiten von Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung. Das BLW unterstützte 2022 damit hauptsächlich Institutionen von nationaler Bedeutung (Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, Aviforum) und insgesamt 67 nationale und internationale Projekte. Drei kürzlich abgeschlossene werden vorgestellt.
Mittel des BLW zugunsten der Agrarforschung, 2019 bis 2022
Begünstigte | 2019 Mio. Fr. | 2020 Mio. Fr. | 2021 Mio. Fr. | 2022 Mio. Fr. |
Finanzhilfeverträge zugunsten der Forschung oder der Förderung der Vernetzung | ||||
FiBL | 6.97 | 9.47 | 11.97 | 14.47 |
Andere | 0.11 | 0.10 | 0.10 | 0.22 |
Beiträge zur Unterstützung von allgemeinen Forschungsprojekten | ||||
Nationale Projekte | 1.52 | 1.77 | 1.72 | 1.69 |
Internationale Projekte | 0.06 | 0.17 | 0.18 | 0.05 |
Beiträge zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft und des Biolandbaus | ||||
Nationale Projekte | 1.74 | 1.89 | 1.52 | 1.61 |
Internationale Projekte | 0.51 | - | 0.28 | 0.13 |
Forschungsaufträge, Ausschreibungen | ||||
Nationale Projekte | 1.05 | 1.04 | 0.25 | 0.27 |
Internationale Projekte | - | - | - | - |
Total | 11.96 | 14.44 | 16.02 | 18.44 |
Quelle: BLW
Forschungsprojekte
Im Jahr 2022 gingen beim BLW 38 Projektgesuche ein. 25 davon hiess die Geschäftsleitung des BLW gut.
Im Berichtsjahr unterstützte das BLW 67 Forschungsprojekte mit einer durchschnittlichen Laufzeit von drei bis vier Jahren. Von den kürzlich abgeschlossenen Projekten werden drei nachstehend vorgestellt.
Alle Forschungsprojekte, die vom BLW unterstützt wurden oder werden, sind auf der Website des BLW aufgeführt, ebenso im Informationssystem über Forschungs- und Innovationsprojekte der Bundesverwaltung, ARAMIS.
Einsatz von Robotern und präziser Hacktechnik zur effizienteren Unkrautbekämpfung
Leitung / Durchführung | Hansueli Dierauer, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL |
Partner | Andreas Keiser, Hochschule für Agrar-, Forst und Lebensmittelwissenschaften HAFL Thomas Anken, Didier Pellet, Agroscope Milo Stoecklin, Brieuc Lachat, Fondation Rurale Interjurassienne FRI |
Laufzeit | 31.01.2018–31.01.2022 |
Gesamtkosten | CHF 1 609 457 |
Beitrag BLW | CHF 1 200 000 |
Internet | FiBL - Projektseite |
Mittels Robotertechnik die Unkrautregulierung effizienter und umweltfreundlicher machen
Unkräuter sind im Ackerbau unerwünscht. Die konventionelle Landwirtschaft kann Herbizide einsetzen, um sie zu verdrängen. Im Biolandbau ist die Bekämpfung aufwändiger. Das führt zu höheren Produktionskosten.
Forschungsfragen und Methoden
Das Forschungsprojekt umfasste zwei Module, welche das FiBL in Zusammenarbeit mit Agroscope, der HAFL und der FRI erarbeitete:
Wie können neue Robotertechnologien die Unkrautregulierung im Biolandbau autonomer und effizienter gestalten?
Wie kann ein Roboter, z.B. ARA von ecoRobotix, so in ein gesamtes Unkrautregulierungssystem integriert werden, dass man wesentlich weniger Herbizide einsetzen muss?
Dadurch trägt das Projekt zu einer innovativen und umweltfreundlichen Produktion von Lebensmitteln bei.
Ergebnisse
Allein in den vier Jahren des Projektes hat die Robotertechnik grosse Fortschritte erzielt. Das Projekt hat gezeigt: Querhacken mit GPS/RTK-System und die Hackroboter bewährten sich nicht. Sie überfahren Pflanzen und hacken zu ungenau. Für den Biozuckerrübenanbau hat sich der autonome Roboter Farmdroid FD 20 als vielversprechend herausgestellt. Er überzeugt durch sein einfaches System. Er speichert die genaue Position jeder Rübe und hackt ohne aufwändige Bild-erkennung alles andere weg. Diese Technologie kommt bereits heute in der Praxis zur breiteren Anwendung.
Der autonome Farmdroid-Roboter FD20 weiss, wo jede Rübenpflanze steht und hackt um sie herum. Urheberrechte: Hansueli Dierauer, FiBL
Für die Behandlung mit Herbiziden hat sich das Modell ARA der Firma ecoRobotix bewährt. Sein «Spot-Spraying»-System erkennt die unerwünschten Pflanzen und passt sich der Unkrautpopulation auf dem Feld an. Der Roboter ist in der Lage, die Herbizid-Menge im Vergleich zur üblicherweise flächendeckenden Behandlung um 84 Prozent zu reduzieren.
Der Roboter ARA von ecoRobotix erkennt die Unkräuter und setzt Herbizide zielgenau ein. Urheberrechte: Andreas Keiser, HAFL
Adaptation de la viticulture neuchâteloise aux changements climatiques
Leitung / Durchführung | Martine Rebetez, Université de Neuchâtel |
Partner | Station viticole cantonale; Agroscope |
Laufzeit | 01.01.2019–31.12.2021 |
Gesamtkosten | CHF 230 000 |
Beitrag BLW | CHF 115 000 |
Klima des zukünftigen Neuenburger Weinbaus erfassen
Rebberge sind anfällig auf Veränderungen des Klimas, insbesondere extreme Hitze und Trockenheit. Das Projekt wollte die zukünftigen klimatischen Bedingungen der Neuenburger Weinberge prognostizieren, daraus nötige Anpassungsmassnahmen ableiten und damit den Weinbau resilienter machen.
Forschungsfragen und Methoden
Die Forschenden kombinierten lokal gemessene Klimadaten mit Klimaszenarien, welche die zukünftigen Temperatur- und Niederschlagswerte beschreiben. Sie konnten einerseits ableiten, wie das verändernde Klima die physiologischen Bedürfnisse der Rebberge beeinflussen wird. Andererseits nutzten sie diese Klimaprognosen und schätzten das zukünftige Potenzial neuer Rebsorten ein. Sie stellten den lokalen Behörden und der Weinbaubranche die wissenschaftlichen Erkenntnisse in anwendungsorientierter Form zur Verfügung.
Lage des Untersuchungsgebiets, der Weinberge und der Temperaturlogger (Geräte zum Messen der Temperatur) verschiedener Messreihen. Urheberrechte: Valentin Comte, Université de Neuchâtel
Ergebnisse
Anhand der Ergebnisse lässt sich ein relativ konstanter Anstieg der Temperatur um etwa 0.54°C pro Jahrzehnt beobachten. Heutzutage ist der Pinot Noir die wichtigste Rotwein-Sorte, in Zukunft wäre der Anbau von wärmeliebenden Sorten wie Merlot eher geeignet. Diese Betrachtung ist jedoch rein klimatisch. Für den zukünftigen Anbau sollten Aspekte wie Bodenart, Wasserqualität und Anbauverfahren auch eine Rolle spielen. Eine Anpassungsstrategie für den weiteren Anbau von Pinot Noir bestünde darin, die Rebberge allenfalls in höhere Lagen zu verlagern.
GreenResilient: Biologischer und bio-dynamischer Gemüseanbau in Niedrig-Energie Gewächshäusern: Nachhaltige, resiliente und innovative Lebensmittelproduktionssysteme
Leitung / Durchführung | Laura Kemper, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL |
Partner | CREA (Italien); Aarhus Universität (Dänemark); ILVO (Belgien); SLU (Schweden), Belgien (PCG); Frankreich (GRAB); Österreich (HBLFA); Niederlande (UvA) |
Laufzeit | 02.04.2018–01.10.2021 |
Gesamtkosten | € 1 402 748 |
Beitrag BLW | CHF 133 400 |
Internet | www.greenresilient.net/ |
Gewächshausproduktion nachhaltiger gestalten
Die biologische Lebensmittelproduktion in Gewächshäusern ist oft sehr energieintensiv, zudem anfällig gegenüber Krankheiten und Schädlingen.
Forschungsfragen und Methoden
Die Projektpartner verglichen an sechs klimatisch unterschiedlichen Standorten in Europa jeweils zwei verschiedene Anbausysteme miteinander: ein konventionelles, intensives Produktionssystem und ein innovatives System mit agrarökologischem Ansatz. Dieses beruht auf Grundlagen wie erweiterten Fruchtfolgen, Zwischenfruchtanbau, Transfermulch (von ausserhalb des Gewächshauses zugeführt), Kurzzeit-Gründünger oder Blühstreifen.
Ergebnisse
Mit GreenResilient konnten die Forschenden zeigen, dass ein agrarökologisches, robustes Produktionssystem im Gewächshaus machbar ist. Wichtige Elemente sind dabei geringer Energieverbrauch, eine angemessene Fruchtfolge mit agrarökologischen Nutzpflanzen und lokalen organischen Zusatzstoffen. Besonders zu erwähnen sind:
Agrarökologische Nutzpflanzen, zum Beispiel Gründüngungen oder Untersaaten, generieren zwar nicht den Hauptertrag, liefern jedoch Vorteile für das System. Ohne die angebauten Kulturpflanzen zu konkurrenzieren, verbessern sie die pflanzliche Stickstoffverfügbarkeit, erhöhen die Biodiversität und fördern die natürlichen Feinde von Schädlingen.
In Wintermonaten können ohne Beheizung frostfeste alte Kultursorten angepflanzt werden. Für einen angemessenen und nachhaltigen Ertrag sind jedoch der richtige Zeitpunkt der Saat und eine tiefe Feuchtigkeit in den Gewächshäusern zu beachten.
Die Neugestaltung der Anbausysteme sollte mit einer engeren Beziehung zwischen Produzierenden und Konsumierenden einhergehen. So kann sich das Bewusstsein für die möglichen Auswirkungen der Lebensmittelwahl auf die Umwelt schärfen (Food Citizenship).
Konventionelles, intensives Produktionssystem im Gewächshaus. Urheberrechte: Agroscope
Innovatives System mit agrarökologischem Ansatz. Urheberrechte: Agroscope
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